Ich danke Dir für Dein Interesse an "Heilsamen Beziehungen" und heisse Dich herzlich willkommen als Leserin, als Leser meines Newsletters!
Ich habe eine liebevolle Kritik zu meinem Newsletter erhalten. Nämlich, dass er zu selten erscheint. Bezeichnenderweise ist dies auch schon eine Weile her... Im dritten Newsletter will ich meine persönlichen Highlights der letzten Zeit hervorheben und einen kleinen Ausblick geben. Holland, Riehener Seminar und Stärkenorientierung Meine Reise nach Holland im Sommer 2018 war bereichernd und ermutigend. Kurz vor Besuch des Schematherapiekongresses in Amsterdam durfte ich in zwei christlichen Kliniken mein Herzensthema Schematherapie und christlicher Glaube vorstellen. Die Referate auf Englisch liefen erfreulich gut und ich kam in einen sehr spannenden Austausch mit den Chefärzten und Mitarbeitenden der beiden Kliniken. Etwas über Schematherapie in Holland berichten zu dürfen war besonders - geht doch ein Grossteil der Forschung und Lehre über Schematherapie von dort aus. Zum Beispiel die Studie über Straftäter, welche mithilfe einer Umsetzung der Schematherapie auf das forensische Setting eine Veränderung erlebten - nicht nur auf Verhaltensebene (was Narzissten und Psychopathen ja schnell lernen), sondern auch auf der dahinterliegenden Schema-Ebene. Meines Wissens konnte die Schematherapie so zum ersten Mal Evidenz zeigen bei der Behandlung von Straftätern. Neben der Schematherapie beschäftigte ich mich weiterhin mit der Positiven Psychologie sowie auch mit den Schnittpunkten zwischen den beiden Themen. Immer wieder kam die Frage auf, inwiefern unsere vorhandenen Stärken möglicherweise auch durch unsere Ängste und Schemata angetrieben werden und wie wir dies auseinander halten können. Denn der Einsatz von Stärken führt ja gemäss Forschung zu einem "Flow"-Gefühl, einem Glückserleben, welches mehr Energie gibt. Angstgetriebenes Verhalten treibt uns jedoch in die Erschöpfung hinein, auch wenn wir darin vielleicht gut sind. Zusammen mit meiner Frau und Madeleine Rytz gingen wir diesen Fragen nach und konzipierten einen Workshop für Arbeitsteams, welchen wir auch anbieten konnten. Die Verbindung von Positiver Psychologie und christlichem Glauben ist intuitiv herzustellen und ich habe am Riehener Seminar 2018 sowie am APS-Kongress 2019 in Würzburg darüber sprechen dürfen. Auch hier gibt es Bücher, die ich an der Stelle erwähnen möchte:
Der VIA-Charkaterstärkentest wurde nochmals neu überarbeitet und auch leicht gekürzt. Es wird ohnehin empfohlen, ihn nach einem Jahr wieder zu machen. https://www.viacharacter.org/ Es gibt von Ryan Niemiec auch hilfreiches Buch, in dem die Stärken weiter beschrieben sind und auch Übungen zur Förderung der einzelnen Stärken drin sind:
Workbooks zu Vergebung Im letzten Newsletter habe ich die Vergebungsforschung benannt mit ihren ermutigenden Ergebnissen und dabei auf Robert Enright verwiesen. Hier möchte ich ergänzen, dass es einen weiteren Forscher gibt, der ähnlich viele Studien durchgeführt hat und ebenfalls (wie andere Vergebungsforscher auch) im christlichen Glauben verwurzelt ist. Sein Name ist Everett Worthington und sein REACH Forgiveness-Modell ist wie gesagt gut beforscht und wird oft zitiert. Seine Webseite bietet gratis Arbeitswerkzeuge für Vergebungsprozesse an, welche auf Englisch sind. Zu Vergebung, aber auch zum Thema sich selber Vergeben. Wer hier mal stöbern möchte: http://www.evworthington-forgiveness.com/. Ernährung und psychische Gesundheit Auch das Thema Darm-Hirn-Achse beschäftigt mich weiterhin bis heute. Möglicherweise habe ich es auch etwas hinausgeschoben, diesen Newsletter zu schreiben in der Hoffnung, dazu noch Konkreteres schreiben zu können, bzw. aus Angst, falsche Empfehlungen abzugeben. Denn der Dschungel von Ernährungsempfehlungen ist manchmal ganz schön verwirrend. Von "carnivore diet" (ausschliesslich tierische Produkte essen) bis zu "plant-based diet" (pflanzenbasierte Ernährung) kann man alles haben. Tatsächlich scheint letzteres gesünder zu sein. Weiterhin wird eifrig geforscht bzgl. Probiotika und Ernährung, auch aktuell läuft eine Studie mit Probiotika in den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. Weltweit ist Ernährung und Psyche, bzw. Ernährung und Gesundheit ein sehr präsentes Thema. Die "Global Burden Of Disease Study" der WHO im April 2019 kam mit der Botschaft in die Schlagzeilen, dass einer von fünf Todesfällen aufgrund von ungesunder Ernährung ist. Dass schlechte Ernährung mehr Leute umbringt als Rauchen oder hoher Blutdruck. Dabei wurden als die wichtigsten Risikofaktoren Ernährungsweisen identifiziert mit viel Salz, wenig Vollkornprodukten, wenig Früchten, wenig Nüssen und Samen, wenig Gemüse und wenig Omega-3-Fettsäuren. Die ungesunde Ernährungsweise, welche aus viel Fertigprodukten, schnellen Zuckern und viel tierischen Produkten besteht und wenig Mikronährstoffe pro Kalorien hat, wird kurz oft als Westliche Ernährung oder auch als "standard american diet" (SAD) benannt. Dass dies nicht nur in der Abkürzung SAD einen Bezug zu Traurigkeit hat, konnten mittlerweile viele Studien zeigen. Es ist nicht gesund, sich so zu ernähren. Auch Zuckerkonsum hat einen Zusammenhang mit mehr psychischen Störungen. Gesund hingegen scheinen pflanzenbasierte Ernährungsweisen zu sein, Früchte, Gemüse, Nüsse, Samen. Als neue Sparte in der Psychiatrie, welche sich damit befasst, wurde der Begriff "Nutritional Psychiatry" geformt. Und als Hauptforschungserkenntnis bislang kann man sagen, dass sich die Mediterrane Kost in der Reduktion von Depressionen und Ängsten als wirksam erwiesen hat. Mediterrane Kost besteht, wie oben beschrieben, aus vielen Früchten, Gemüsen und nährstoffreichem Essen - "eat the rainbow". Wer mehr darüber lesen möchte, sei auf die Webseite des Food and Mood Center (www.foodandmood.org) verwiesen. Felice Jacka, die Autorin des SMILES-Trial, der ersten randomisierten kontrollierten Studie zu Diät und Depression, welche zeigen konnte, dass eine Form der Mediterranen Kost Depressionen und Ängste wirksam reduziert, hat ein Buch geschrieben, welches "Brain Changer" heisst. Auch das kann ich sehr empfehlen.
Interessant finde ich auch, dass grosse Kampagnen, sowohl im christlichen als auch im gesundheitspolitischen Bereich, diese Themen aufgreifen. Mir ist der "Daniel Plan" von Rick Warren, Mark Hyman und Daniel Amen begegnet, welcher sich auf den biblischen Daniel bezieht. Wer von Euch hat früher gelernt: Daniel und seine Freund waren stärker, OBWOHL sie kein Fleisch assen? Nach heutigen Erkenntnissen darf man wohlgetrost sagen: Daniel und seine Freunde waren stärker, WEIL sie kein Fleisch assen. Dass auch bei starken Menschen eine pflanzenbasierte Ernährung Thema ist, zeigt auch der Film "The Game Changers". In den USA ist die Intervention von Dr. Dean Ornish von den Krankenkassen finanziert. Mit Ernährungsumstellung und anderen Lifestyle Modifications geht er Herzkrankheiten an. Er hat ein Buch geschrieben (welches ich aber nur angelesen habe), welches "Undo it!" heisst.
Schematherapie und Schemaseelsorge Auch bzgl. Schematherapie bin ich weiterhin engagiert. Ich habe seit Ende 2018 begonnen, Workshops am Schematherapie-Institut in Basel zu geben, was ich sehr gern tue. Auch durfte ich mit Madeleine Rytz zusammen verschiedene Teams mit der Schematherapie vertraut machen. Wir hatten eine zweitägige Schulung im Kinderheim Tabor in Aeschi über Schemapädagogik und durften kürzlich auch ein Team des Bürgerspitals Basel unterrichten, welches ambulante Wohnbegleitung anbietet. Zudem hat sich das Schema-Modell auch in meinem beruflichen Umfeld auf "meiner" Abteilung etabliert, so dass es immer mehr unser Verständnis und unsere therapeutische Haltung sowie auch unsere Sprache prägt. Die Patientinnen und Patienten nehmen es regelmässig dankbar auf und wir erleben immer wieder erstaunliche Veränderungsprozesse während der wenigen Wochen, in denen wir die Patientinnen und Patienten bei uns auf der Abteilung haben dürfen. Als besonders wertvoll erleben wir auch die Gruppenpsychotherapie auf unserer Abteilung, in der wir (unter anderem) auch schematherapeutische Elemente einbringen. Je erlebnis- und gefühlsnäher, desto nachhaltiger verändernd. Aber immer mit der Voraussetzung, dass wir im "Window of tolerance" bleiben, dem Fenster, welches zwischen Unterforderung und Überforderung liegt - eine gute Herausforderung, die Wachstum und Veränderung ermöglicht. Madeleine Rytz bietet Coachings und Beratungen in verschiedenen Bereichen an, darunter auch Schemaseelsorge. Ebenso gibt sie auch Supervisionen in diesem Bereich. Ihre neue schöne Webseite findet Ihr hier: https://www.madeleinerytz.ch/ Wir werden in diesem Jahr und im nächsten Jahr weitere Schemaseelsorge-Schulungen anbieten. Am BTS-Beratertag Ende März reden wir über Schemaseelsorge. Zudem sind mit BCB wieder Schulungen geplant, voraussichtlich am 17. Oktober 2020 mit Vertiefungstagen im 2021. Ich freue mich auch, an der AGEAS-Pfingsttagung über mehrere Herzensthemen sprechen zu dürfen. Neben Schematherapie werde ich zusammen mit meiner Frau auch über Stärkenorientierung sowie über Jüngerschaft Vorträge halten dürfen (https://www.ageas.ch/tagungen/). Menschenbild Eines der neueren und spannenden Themen, die mich beschäftigen, will ich Euch nicht vorenthalten. Ich habe in der Auseinandersetzung mit Schematherapie und Positiver Psychologie sowie auch in der Übertragung auf Therapie, Arbeit und Führung bemerkt, dass für mich immer wieder zugrundeliegende Annahmen über den Menschen relevant werden. Irgendwann stolperte ich über die beiden Theorien X und Y, welche um 1960 von McGregor, einem Professor für Management, beschrieben wurden. Die Theorie X war damals gängige Meinung (entsprechend den Annahmen des Taylorismus), die Theorie Y eher revolutionär. Kurz gesagt sagen die beiden Sichten folgendes aus: Theorie X:
Mittlerweile wurden die zwei Theorien durch weitere ergänzt und man kann es sicherlich nicht ganz so schwarz-weiss sehen. Dennoch finde ich es hochspannend, wie unser Menschenbild geprägt ist, auch im christlichen Kontext. Ich habe eine sehr interessante Doktorarbeit von einem deutschen Theologen gefunden, welcher die Anthropologie von verschiedenen christlichen und jüdischen Theologien mit den Annahmen von Theorie X und Y vergleicht. Darin kommt er zum Schluss, dass jüdische, orthodoxe und auch katholische Theologien eher die Theorie Y stützen, wohingegen die calvinistische und lutherische (reformierte) Sichtweise eher von einer Theorie-X-Haltung ausgeht. Das empfand ich als sehr aufschlussreich, da mir selber und auch im Dialog mit anderen oft eine "X"-Haltung begegnete. Ich erlebe es als befreiend, grundsätzlich eher eine "Y"-Haltung einzunehmen. Eine Haltung, die Vertrauen und Befähigung unterstreicht. Wer sich die Doktorarbeit näher ansehen möchte, findet sie hier: http://uir.unisa.ac.za/bitstream/handle/10500/1384/thesis.pdf Querdenken in guter Gesellschaft? In der Auseinandersetzung mit hilfreichen Strategien, wie wir psychische Gesundheit fördern und wiederherstellen können mit psychotherapeutischen Methoden (wie Schematherapie, Positive Psychotherapie etc.), Ernährung, aber auch Bewegung, gutem Rhythmus, Beziehungsorientierung und Stärkenförderung komme ich immer wieder auch hier auf die Grundfrage, wie wir psychische Erkrankung verstehen sollen. Ohne hier nochmals zu sehr ins Detail zu gehen, war das Neurotransmitter-Erklärungsmodell (Botenstoffe wie Serotonin oder Dopamin sind aus dem Gleichgewicht, deshalb braucht es Medikamente, um dieses wiederherzustellen) schon länger unbefriedigend. Nachdem ich mich auch mit den schädlichen Auswirkungen von Medikamenten befasst habe, wuchs meine Zurückhaltung zusätzlich (ohne zu sagen, dass ich völlig gegen Medikamente bin). Ich kann Euch hier nicht alle meine Gedanken und Inspirationsquellen benennen, aber eine interessante Plattform, welche über verschiedene Tellerränder hinausdenkt und der es am psychischen Wohlbefinden von Menschen gelegen ist, wurde von Robert Whitaker gegründet, einem Journalisten, der ehemals der Leiter der Publikationen der Harvard Medical School war. Die Plattform nennt sich "Mad in America" und ich verlinke sie hier bei Interesse: https://www.madinamerica.com/ Auch spannend ist es, dass unterstützt von der British Psychological Society eine Alternative zu den psychiatrischen Diagnosesystemen (ICD und DSM) entwickelt wurde, welche letztlich "psychische Störung" auch als Reaktion auf schwierige Lebenserfahrungen (adverse life events) versteht. Das "Power Threat Meaning Framework" kann gratis heruntergeladen werden (ich habe es auch noch nicht im Detail gelesen, aber finde das Grundprinzip hochspannend): https://www.bps.org.uk/news-and-policy/introducing-power-threat-meaning-framework Zudem gibt es verschiedene Bestrebungen, Alternativen zu beforschen oder auch medikamentenfreie Behandlungseinrichtungen aufzubauen. Beispielsweise läuft - ebenfalls in England - aktuell eine grosse Studie über Open Dialogue, eine Therapie bei Schizophrenie, welche in Westlappland zu bemerkenswerten Erfolgen geführt hat, und möglichst wenig Medikamente und stationäre Behandlungen anstrebt. (mehr dazu z. B. hier: https://www.ucl.ac.uk/pals/research/clinical-educational-and-health-psychology/research-groups/oddessi/open-dialogue) Ausblick Nebst den schon erwähnten Engagements bei der AGEAS-Pfingsttagung, den weiterlaufenden Schematherapie-Workshops am Institut in Basel und den geplanten Schemaseelsorge-Schulungen werde ich auch am BCB-Netzwerktag über das Thema "Psychische Gesundheit und christlicher Glaube" reden dürfen. (https://www.bcb-schweiz.ch/kurs/1-bcb-netzwerktag/) Wohnpark St. Chrischona Auf St. Chrischona wird aktuell gebaut. Es entstehen auf dem Gelände des Diakonissen-Mutterhauses neue Gebäude mit insgesamt rund 30 Wohnungen. Wir sind mit Freunden zusammen involviert und werden das "Dorfleben" im entstehenden Wohnpark des Diakonissenhauses mitprägen dürfen. Einzug wird ab Sommer 2021 sein. Wer sich für diese Form von gemeinschaftlichem Leben interessiert, kann sich gern am Infoanlass am 22. Juni 2020 um 19h im "Haus der Stille" auf dem Gelände des DMH ein Bild davon machen. Weiteres auch auf der Webseite des Wohnparks: https://www.wohnpark-st-chrischona.ch/index.php. Es ist auch im Gespräch, dass auf dem Gelände im weiteren Verlauf ein kleines Beratungszentrum entstehen wird, in dem auch oben genannte Themen wie Psychotherapie, Stärkencoaching, Schemaseelsorge, aber vielleicht auch Ernährungsberatung, Bewegungsangebote, kreative Therapien, Geburtsvorbereitung und anderes in Anspruch genommen werden können. Wir sind gespannt, wie sich dies weiter entwickeln wird und freuen uns drauf. Inspiration Wer Netflix oder Spotify hat, dem kann ich hier noch besondere Tipps geben: Netflix:
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